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Wirtschaftliche Folgen des Ukrainekriegs und Europas Wirtschaftspolitik gegenüber den USA und China

Nicht nur, dass das Thema des Vortrags brand-aktuell ist, war auch der Vortragende des Meetings von hoher Prominenz. Herr Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest, Professor für Volkswirtschaftslehre an der LMU und Präsident des ifo Instituts, um nur zwei seiner Positionen zu nennen, hat uns einen Vortrag über die derzeitigen und kommenden wirtschaftlichen Herausforderungen aufgrund des herrschenden Ukrainekriegs gehalten. Eine, wenn nicht die größte Rolle spielen hierbei die Beziehungen Europas mit den USA, China und auch Russland.

Nachdem die seit zwei Jahren vorherrschende Pandemie die deutsche Wirtschaft und auch die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen vor erste Herausforderungen gebracht hat, ist der Ukrainekrieg nun ein nächstes Ereignis, das erhebliche Auswirkungen auf Deutschlands Wirtschaft hat und noch viel mehr haben wird. Laut ifo verzeichnet Deutschland den größten Absturz der Konjunktur nach der deutschen Wiedervereinigung und deutlich extremer auch als während der ersten Phase der Pandemie.

Über die Jahre hinweg haben die großen Mächte der Welt immer mehr Handels- und geopolitische Beziehungen mit unterschiedlichen Abhängigkeitsverhältnissen zueinander aufgebaut. Deutschland im- und exportiert Waren weltweit. Besonders vor zu heben ist die Abhängigkeit vom chinesischen Markt, der seit Jahren der größte Importmarkt Deutschland ist für Waren wie Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse, Bekleidung, Maschinen, Metallerzeugnisse und vieles mehr. Die USA hingegen ist Deutschlands militärische Absicherung. Während Deutschland selbst militärische Ausgaben auf ein Minimum heruntergedrosselt hat, garantiert die USA den Schutz im notwendigen Falle. Die Bundesrepublik selbst lebt eine starke Außenhandelspolitik mit gesamt 40% Exporten von Waren.

Die wirtschaftliche Leistung Russland ist, verglichen mit den Weltmächten, schwindend gering. Jedoch ist Russland größter Importeur von Gas nach Deutschland. Mit 36% Gasimporten und den bestehenden Pipelines ist Deutschland sehr abhängig von Russland. Das diskutierte Gasembargo im Zuge des Kriegsverlaufs würde somit große Auswirkungen auf Deutschland haben. Herr Prof. Fuest spricht sich generell dafür aus, anstelle eines Gasembargos, eine Importquote oder einen Importzoll zu verhängen (Deutschland würde nur noch einen geringen Betrag “X” für das importierte Gas zahlen), was eine Möglichkeit zulässt, dass Russland auf den Deal eingeht, da auch Russland auf die Einnahmen aus den Exporten angewiesen ist. Dahingegen würde ein Embargo zum vollkommenen Stillstand des Handels führen und das BIP schwächen. Wirtschaftswissenschafter, auch von der ifo versuchen die genauen Ausmaßen berechnen. Diese sind jedoch nur unsichere Annahme.

Speziell aufgrund des Energieplans Deutschlands mit starkem Fokus auf Dekarbonisierung und, ganz anders als viele andere Länder, komplette Abschaltung von Atomenergie, muss Deutschland sein “Geschäftsmodell”, wie es Herr Prof. Fuest bezeichnet, ändern. Gas könnte wesentlicher teurer werden und es braucht Alternativen zur Versorgung des Landes, um die Energiewende voranzutreiben. Annahme des Redners ist die Verschiebung des Kohleausstiegs, jedoch nicht der Ausstieg aus der Atomkraftenergie. Fest steht, dass Deutschland jedoch hinsichtlich der Energieversorgung im Vergleich zu anderen Ländern zurückfallen wird, da das Land eine Energie-lastige Industrie vorzuweisen hat.

Auch der Außenhandel wird beeinflusst. China ist der wichtigste Partner hierbei. Mit 10% Import chinesischer Waren, scheint dies nicht zu hoch, jedoch sind es gerade die wichtigsten Waren, die aus dem Land kommen. Die Gefahr besteht, ist laut Herrn Prof. Fuest aber unwahrscheinlich, dass China Russland im Krieg unterstützt. Nachdem China die derzeitigen harten Sanktionen Europas gegenüber Russland beobachtet werden diese ihre strategischen Schlüsse daraus ziehen. Zitat Fuest: “China wird versuchen schrittweise die Handelsabhängigkeiten von Europa zu reduzieren”. Dies hat wiederum auch negative Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Krieg Deutschland auf jeden Fall vor große Herausforderungen stellen wird, energietechnisch, geopolitisch und auch den Außenhandel betreffend. Auch wenn die Politik meist in eigenem bzw. parteiischem Interesse handeln, sind Wirtschaftswissenschafter, wie Herr Prof. Fuest, doch die Forscher, die Politiker am häufigsten konsultieren und somit die Möglichkeit haben durch ihre Expertise Hilfe zu leisten und Politiker aber auch das ganze Volk aufzuklären.

Wir danken Herrn Prof. Fuest sehr herzlich für seine Zeit und die spannenden Eindrücke in die Wirtschaftspolitik Europas in den heutigen Zeiten.

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